2019: Europäisches BürgerInnen Forum, Projekt Riace (Italien)

Logo der Stiftung "E' stato il vento in Riace"

In einem Klima der Abschottung, in dem Hilfsorganisationen von der italienischen Regierung daran gehindert werden, Ertrinkende aus dem Meer zu retten, ist die Geschichte von Riace im süditalienischen Kalabrien ein Lichtblick.

Das kleine Dorf, selber Opfer der Emigration, hat vor 20 Jahren grosszügig die Flüchtlinge aufgenommen, die an seiner Küste strandeten. Bürgermeister Domenico Lucano stellte ihnen leerstehende Häuser von Weggezogenen zur Verfügung und förderte zusammen mit den Zugezogenen Landwirtschaft, Handwerk und sanften Tourismus, um das Dorf wieder zu beleben. Im alten Dorfteil leben heute 300 Flüchtlinge zusammen mit der italienischen Bevölkerung. Läden, Restaurants und die Schule sind wieder offen, in den engen Gassen ist das Leben zurück.

Lange war das eine schöne Geschichte. Doch dann kam Matteo Salvini: 2018 hat seine Regierung ohne Vorwarnung die finanzielle Hilfe an die Gemeinde eingestellt und den Bürgermeister angeklagt. Die Vorwürfe erwiesen sich als unhaltbar, aber Lucano wird weiter schikaniert: Er darf sein eigenes Dorf nicht mehr betreten. Und trotz grosser Solidarität im In- und Ausland ist das Modell Riace in Gefahr.

Das Europäische BürgerInnen Forum in Basel unterstützt und begleitet das Projekt seit seinen Anfängen. StoryCom würdigt dieses wichtige Engagement im Geschäftsjahr 2019 mit einem für Riace bestimmten Solidaritätsbeitrag.

PS: Im Dezember 2021 wurde der Menschenrechtsaktivist und ehemalige Bürgermeister Mimmo Lucano unter anderem wegen Amtsmissbrauch von einem lokalen Gericht zu über 13 Jahren Haft verurteilt. Im Februar 2022 haben Lucanos Anwälte gegen das politisch motivierte Urteil Rekurs eingereicht. Ein Besuch in Riace im April 2022 ist ernüchternd: Nur wenige Flüchtlinge leben noch im Dorf, vom ursprünglichen Enthusiasmus ist nicht mehr viel zu spüren.

Erfahren Sie mehr über Riace in diesem Video.